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„Ich könnte nie einen Baum fällen!“

Dorf-Geflüster Lokaltermin mit Peer-Oliver Nau

Bildhauer Peer-Oliver Nau lebt und arbeitet in Ellerbek

Bildhauer Peer-Oliver Nau lebt und arbeitet in Ellerbek

Die Aussage „ich könnte nie einen Baum fällen“ stammt von Peer-Oliver Nau. Sie überrascht, denn der Bildhauer gestaltet Skulpturen mit der Kettensäge – natürlich aus Holz. Am Ellerbeker Kreisel leuchten seine bunten Objekte, deren hintersinniger Witz sich oft erst auf den zweiten Blick erschließt. Er lebt und arbeitet dort in einer alten Scheune.
Dorf-Geflüster: Woran arbeiten Sie aktuell?
Peer-Oliver Nau: Momentan befinde ich mich in meiner ‘Tierphase‘. Vor längerer Zeit hatte ich die Frauen, danach habe ich viele Skulpturen in Männerform geschaffen. Meist arbeite ich zeitgleich an drei bis vier Objekten.
D.-G.: Welche Art von Holz verwenden Sie?
Peer-Oliver Nau: Früher häufig Eiche, aber wegen der austretenden Gerbsäure ist sie schwierig mit Acrylfarben zu bemalen. Heute nutze ich Linde, Birke oder Pappel.
D.-G.: War schon früh klar, dass es auf die Kettensäge hinausläuft oder haben Sie eine andere Berufsausbildung?
Peer-Oliver Nau: Ich habe Sport studiert, dann einen Bildhauer getroffen und bei ihm gelernt. Später studierte ich dann Holzgestaltung und Kunst.
D.-G.: Sie sind in Ostberlin aufgewachsen, wie führte der Weg nach Ellerbek?
Peer-Oliver Nau: Ich habe schon an verschiedenen Orten gelebt. Ellerbek ergab sich aus seiner Nähe zu Hamburg. Meine Exfrau und ich kehrten aus Brasilien zurück und sie bekam eine Stelle in Hamburg. Also suchten wir etwas in der Umgebung, wo ich genug Platz für meine Arbeit hatte. Denn das ist die Krux eines Bildhauers. Man braucht viel Platz und sehr tolerante Nachbarn. Um meine nicht überzustrapazieren mache ich die großen Arbeiten mit der Kettensäge in einem Baumschulgebiet.
D.-G.: Wo kann man Objekte von Ihnen sehen?
Peer-Oliver Nau: Ich bin regelmäßig auf Ausstellungen wie zum Beispiel der NordArt vertreten. Oder auf den Cruise Days in Hamburg. Außerdem steht eine Skulptur aus einem abgestorbenen Baum auf dem Friedhof in Rahlstedt. In Rellingen findet man bei einer Versicherung ein Objekt von mir.
D.-G.: Wer kauft Ihre Skulpturen, deren Witz sich oft erst auf den zweiten Blick erschließt?
Peer-Oliver Nau: Die Tiere, die ich mache, haben etwas menschliches, eine Art Loriotcharakter. Menschen, die diese Art von Kunst mögen, haben oft selbst den ‘Schalk im Nacken‘.
D.-G.: Und wer verkauft sie?
Peer-Oliver Nau: Drei Galerien vertreten mich. Außerdem mache ich auch Auftragsarbeiten. Für Privatleute und Unternehmen.
D.-G.: Was ist für nächstes Jahr geplant?
Peer-Oliver Nau: Ich werde zum Beispiel im Mai in der Kulturbäckerei Lüneburg in einer Einzelausstellung viele neue Arbeiten zeigen.
D.-G.: Was tun Sie, wenn Sie die Säge ‘mal aus der Hand legen?
Peer-Oliver Nau: Dann besuche ich meine Tochter in Berlin oder meine Freundin in Lübeck. Außerdem spiele ich Beachvolleyball – das geht mit den Knochen gerade noch…
D.-G.: Was mögen Sie an Ellerbek und Umgebung?
Peer-Oliver Nau: Die Natur, die Weite mit den Feldern und die Nähe zur Metropole Hamburg. Umgeben zu sein von tollen Bäumen. Eine faszinierende Lebensform – ich könnte nie einen Baum fällen.
D.-G.: Etwas skurril für einen Künstler, der seine Werke aus toten Bäumen erschafft…
Peer-Oliver Nau (grinst): Ja, das stimmt wohl. Aber das macht nichts…
D.-G.: Vielen Dank für dieses sehr unterhaltsame Gespräch.
Interview: Alexandra Wulf
Kontakt: www.peerolivernau.de

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