Haus und Wohnung vor Dieben schützen
Die Einbruchszahlen im Kreis Pinneberg haben im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr um rund 30 Prozent zugenommen. 1229 Taten wurden im letzten Jahr registriert. „Die Bürger haben vermehrt Fragen zum Thema“, sagte Polizeioberkommissarin Denise Höppe von der Bönningstedter Wache. „Ich hatte das Gefühl, dass Informationsbedarf besteht.“ Also luden die Polizeidienststelle und Bürgermeister Peter Liske (BWG) alle Interessierten zu einem Vortrag zum Thema Einbruchschutz ins Kulturzentrum ein. Referent Jörg Mangelmann aus der Präventionsabteilung der Polizeidirektion Bad Segeberg ist Fachmann auf dem Gebiet und informierte über alle wichtigen Punkte, damit ein Einbruch verhindert – oder zumindest erschwert – werden kann.
Neben dem materiellen Schaden, der im Durchschnitt 2.400 Euro pro Einbruch in Deutschland beträgt, ist es vor allem der ideelle und der psychologische, der den Opfern zu schaffen macht, berichtete der Polizeihauptkommissar. Familienerbstücke können nicht ersetzt werden und das Gefühl, sich in seinem Haus nicht mehr sicher zu fühlen, ist sehr belastend. Jörg Mangelmann hat dies selbst erlebt, denn auch in sein Haus wurde eingebrochen. Das Tatwerkzeug hatte er mitgebracht: ein ganz normaler Schraubendreher. Er wurde nach dem Einbruch auf der Terrasse gefunden. „Ein Schraubendreher ist der Gegenstand, mit dem Fenster am allerhäufigsten aufgehebelt werden“, erklärte der Polizeibeamte. Und das gelingt den Tätern ohne Sicherungsvorrichtungen innerhalb weniger Sekunden. 85 Prozent der Einbrüche in Privathaushalte erfolgen durch Fenster und Balkon- oder Terrassentüren. Nur 15 Prozent der Einbrecher gelangen durch Zugangstüren ins Haus. Hohe Hecken und Büsche ziehen Einbrecher geradezu an. So geschützte Terrassenbereiche ermöglichen es den Tätern sich unbeobachtet in aller Ruhe an den Fenstern und Türen zu schaffen zu machen.
Wirksamer Schutz ist durch mechanische Sicherungstechnik möglich. Elektronische Überwachungstechnik kann die Täter melden und aufnehmen. Jörg Mangelmanns Ansicht nach sei es jedoch wichtiger, Täter draußen zu halten, als sie aufzuzeichnen. „Am besten ist eine Kombination aus beidem“, erklärte der Experte.
Mechanische Sicherungen wie spezielle Fensterschlösser oder Pilzkopfverriegelungen können Fenster vor dem Aufhebeln schützen. Kontaktdaten zertifizierter Fachfirmen, die kostenlose Beratungen vor Ort anbieten, sind bei den Polizeidienststellen und auf der Internetseite der Landespolizei erhältlich.
Um Einbrüchen in der Urlaubszeit vorzubeugen, ist es sinnvoll, den Briefkasten leeren zu lassen, per Zeitschaltuhr Licht und Rollläden steuern zu lassen, sich möglicher Weise einen TV-Simulator anzuschaffen und die Nachbarn zu bitten, deren Auto im eigenen Carport oder auf dem Grundstück zu parken. Keinesfalls sollten Zweitschlüssel unter der Fußmatte oder im Blumenkübel versteckt werden und der Schließzylinder beim Verlust eines Schlüssels umgehend ausgetauscht werden.
Wichtig für die Sicherheit aller sei es, die Augen auf zu halten. Unbekannte Personen, die unter einem Vorwand aufs Grundstück kommen oder durch das Wohngebiet schlendern und dabei alle Häuser in Augenschein nehmen, könnte die Gegend für spätere Einbruchsversuche ausspähen. „Wenn uns unser Bauchgefühl sagt, dass etwas komisch ist, ist meistens etwas dran“, erklärte Jörg Mangelmann. „Sie sollten dann unbedingt die Polizei anrufen. Wir kommen auf jeden Fall und nehmen Ihr Anliegen sehr ernst.“
Im Falle eines Einbruchs rät der Experte, auf jeden Fall die Ruhe zu bewahren und sofort die Polizei über den Notruf 110 zu verständigen. Am Tatort sollte wegen möglicher Spuren nichts verändert werden. Kreditkarten, Handys usw. sollten zeitnah über die bundesweite Rufnummer 116 116 gesperrt werden.
Die Besucher verfolgten Jörg Mangelmanns Ausführungen aufmerksam und stellten Fragen zur Sicherung von Tiefgarage, Kellerfenster und Wintergarten.
Denise Höppe von der Bönningstedter Polizeiwache betonte, dass die Polizei auf Hinweise zur Vermeidung von Delikten oder zur Ergreifung von Tätern angewiesen sei. „Rufen Sie uns gern an“, sagte sie. „Wir kommen lieber einmal mehr als zu wenig.“ Durch den Vortrag sensibilisiert gibt es jetzt in Bönningstedt einige besonders aufmerksame Nachbarn – und das kommt allen zugute. aw