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Der erste Dorfgeflüster-Online Restaurantbesuch

„Ich hab Hunger, lass uns zum Griechen gehen!“ Schnell checken, ob morgen wichtige Termine anstehen, denn auf Knoblauch und Zwiebeln wird man beim Griechen nicht verzichten können. Egal, die Vorfreude auf einen anständigen Teller Gyros mit Tsatsiki wischt alle Zweifel beiseite. „Was erwartest Du denn von einem guten Griechen?“, frage ich meine Frau. „Auf jeden Fall vorab einen Ouzo und selbstgebackenes Brot.“

Mediterran-Chef Tony Nemea (3. v.l.) mit seinem Team

Mediterran-Chef Tony Nemea (3. v.l.) mit seinem Team

Der erste Restaurantbesuch von Dorfgeflüster-online führt mich nach Rellingen. Dort betreibt Tony Nemea seit 2012 in einem bungalowähnlichen Gebäude das Restaurant MEDITERRAN. Untertitel: Griechische und internationale Spezialitäten.

Wir haben kaum auf den komfortablen Stühlen Platz genommen, da reicht uns Mario, Servicekraft aus Armenien neben der Karte auch den erwarteten Ouzo (mit Eis, wie ihn viele Griechen trinken) und frisches Brot. Volle Punktzahl in der Kategorie „erwartete Kundenbindungsbemühungen“. Zum Brot gibt’s noch selbst hergestellte Aioli, eher spanisch als griechisch, jedenfalls aber mediterran.

Für mich müssen beim Griechen zunächst zwei Gerichte stimmen: Gyros und Tsatsiki. Sollte im Tsatsiki Mayonnaise verarbeitet sein, ist das bereits das Knock-Out-Kriterium.

Aber der Koch meistert diese erste Hürde mit Bravour: Das Gyrosfleisch (mit Reis und Tsatsiki 10,50 Euro) ist – in kleinen flachen Stücken geschnitten – leicht kross und vorzüglich mit den typischen griechischen Kräutern gewürzt. Die Portion ist großzügig bemessen, das Fleisch erfreulich mager, was man auch am fehlenden Fettfilm unterhalb des Geschnetzelten erkennt.

Die Qualität des Tsatsikis ist gleichsam die Visitenkarte eines griechischen Gastronomen. Tony weiß, wie er mit der Nationalspeise glänzen kann: griechischer Joghurt, 10% Fettanteil, kein Quark aber frischer Knoblauch und gutes Olivenöl. Oregano. Lecker!

Tony betont den Schwerpunkt seiner Selbstdefinition: mediterrane Spezialitäten. Und ich kann ihm sein Bemühen um eine abwechslungsreiche Küche abnehmen. Die Speisekarte bestätigt es: Es gibt eine wechselnde Wochenkarte mit nur drei bis vier Gerichten und eine Fischkarte mit ebenfalls maximal vier Angeboten. Das spricht für saisonale wie frische Küche.
Lammgerichte und – jahreszeitenbedingt – auch Wild sind für ihn die Spezialitäten des Hauses.

Getestet wird von der Wochenkarte eine Dorade vom Grill, Kroketten statt Gemüse (15,80 €). Der Fisch hatte den absolut richtigen Garpunkt und ist vorzüglich. Die Krokettenfüllung aus Kartoffeln wird im Mediterran ohne Vorwarnung mit Käse verfeinert, nicht jedermanns Sache aber eine Spezialität des Hauses, wie Mario später erklärt. Ebenso von der Wochenkarte gibt es Calamaretti mit gedünstetem Gemüse (14,90 €). Möhren, Zucchini, Paprika, in Streifen geschnitten, volle Farbe, ohne Sauce, in der Pfanne gedämpft (!): Gemüse pur. Phantastisch. Das Mediterran glänzt statt mit Chichi mit guter handwerklicher Kochleistung.

Die (separate!) Karte mit den griechischen Speisen ist auf den ersten Blick mit rund 80 Gerichten umfangreich. Aber hier gibt es viele Spielarten an Zutaten und unterschiedliche Zubereitungen desselben Grundproduktes, so dass Tony frische Ware gut vorhalten kann.

Die griechische Leber (mit Paprika, Gemüsezwiebeln und Reis 11,80 Euro) kam dünn geschnitten und gegrillt, zart und gut gewürzt. Hier könnte der Koch vielleicht eine kleine dritte Scheibe hinzufügen.

Auch am Tarama-Salat (3,50 Euro) scheiden sich die Geister: Schon der Begriff “Salat“ trifft nicht die Konsistenz dieser kalten Vorspeise, denn es ist eher eine körnige Creme. Taramosasalata (griech.) besteht aus Fischrogen, der auch für das Rosa der Köstlichkeit verantwortlich ist. Der gute Grieche fügt gekochte und pürierte Kartoffel hinzu. Tony hat noch eine weiteren Kniff: Weißbrot. Es müsse aber altbackenes Weißbrot sein, sagt er, bei frischem Brot werde die Creme zu feucht.

Tony erzählt von seinen anfänglichen Schwierigkeiten, Gäste für das Restaurant an der Kellerstraße zu gewinnen. Dort hatten sich zuvor viele Gastronomen mit unterschiedlichen Konzepten vergeblich bemüht. Aber Tony hat seine Kundschaft überzeugt und heute muss man zum Wochenende hin schon vorab reservieren, um einen der 85 Plätze zu sichern. Ein separater Gesellschaftsraum kann bis zu 60 weitere Gäste aufnehmen. Bei schönem Wetter finden auf der Terrasse 90 Gäste Platz. Zu den 20 eigenen Parkplätzen gibt es zusätzliche Parkmöglichkeiten auf der Kellerstraße.

Am Ambiente seines Gastraums arbeitet Tony noch, der Farbkodex ist noch undefiniert. Er setzt die richtigen Schwerpunkte. Nach dem Start zunächst ein überzeugendes Angebot an Speisen schaffen, dann der Ausbau des zusätzlichen Gesellschaftsraumes und später dann die Details in der Restaurantausstattung bestimmen. Denn die Gäste kommen nicht wegen der Wandfarbe sondern wegen des guten Essens wieder.

Die Getränke sind insbesondere preislich sehr akzeptabel: Der Retsina (0,25l 3,90 Euro) passt auch für den deutschen Gaumen, er ist sehr mild. Auch der rote Hauswein (0,25l 3,90 Euro) ist gut trinkbar. Das Alsterwasser (0,4l 2,90 Euro!!) ist günstig.

Sei es Kundenbindungsstrategie oder nur die sprichwörtliche griechische Gastfreundschaft: Zum Schluss gibt es natürlich noch einen Ouzo „aufs Haus“ oder wahlweise einen Nachtisch: Loukoumades, kleine, in Fett ausgebackene Hefe-Pfannkuchen mit Eis.

Frische, Geschmack und handwerkliche Leistung stimmen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut.

Das Restaurant Mediterran in Rellingen erhält die erste www.dorfgeflüster-online.de Empfehlungs-Plakette und nimmt teil am Wettbewerb Dorfgeflüster-online Restaurant des Jahres 2015 rr

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