Paul ist tot!

Die Besucher der Lesung waren berührt von den Geschichten der Witwen und sprachen später über ihre eigenen Erlebnisse mit dem Thema Tod
Rund 20 Besucher hatten sich in der gemütlichen Buchhandlung eingefunden, darunter rund ein Drittel Männer. Überraschend, denn es ging an diesem Abend um ein Frauenthema: Witwen.
Für ihr neues Buch „Paul ist tot“ hat die Schnelsener Journalistin und Buchautorin Regine Schneider 25 Frauen zwischen Mitte 30 und Ende 70 interviewt. Sie nach ihren Beziehungen befragt, dem Moment des Abschiednehmens und danach, wie sie sich als Witwe fühlen. Sie wollten wissen, wie die Frauen mit ihrer Trauer umgehen – und wie das Umfeld mit ihnen umgeht. „Ich war überrascht, wie viel Vertrauen mir entgegen gebracht wurde und wie offen alle mit mir gesprochen haben“, sagt die Autorin.
Und genau das ist auch ihr persönliches Anliegen: das Thema Tod aus der Grabesstille unserer Gesellschaft zu holen. „Er gehört zum Leben“, sagt Regine Schneider. „Auch wenn wir uns weigern, über das Sterben nachzudenken oder gar darüber zu sprechen.“ In dem Buch mit dem provokanten pinkfarbenen Cover wechseln sich lustige Geschichten mit skurrilen und traurigen ab. So wurde während der Lesung auch manches Auge feucht – mal vor Lachen, mal vor Rührung.
Auf das Thema gekommen war die Schnelsenerin durch eine Stammkundin ihrer Boutique „Rohbau“, die sie noch bis März in der Frohmestraße betreibt. Die Kundin sagte, sie wohne am Friedhof und könne häufig Witwen beobachten, die gar nicht traurig zu sein schienen. Im Gegenteil – sogar erleichtert. Im Zuge der Recherche traf die Autorin tatsächlich auf Frauen, die sich nicht hatten überwinden können ihre unglücklichen Ehen zu beenden. Und so war der Tod des Mannes eine Befreiung. Ein Schritt hin zum endlich selbstbestimmten Leben.

Inhaberin Karin Freyhofer freute sich die Schnelsener Autorin Regine Schneider im Büchereck zu Gast zu haben
Witwen, die heimlich trauern, solche, die gemeinsam eine Kreuzfahrt machen oder sogar eine neue Liebe finden – all diese Frauen kommen im Buch zu Wort. Zu Wort gemeldet haben sich nach der Lesung auch die Besucher: Sie sprachen über Ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema Tod, ihre Ängste und Hoffnungen. Ein Abend, der zum Nachdenken anregte.
Der Autorin ist ein lebendiges Buch über den Tod gelungen. Lesenswert nicht nur für Witwen, sondern für alle, die sich doch mal an das Thema herantrauen wollen. „Mein Mann lebt zum Glück auch noch. Und ich habe ihm verboten vor mir zu sterben“, sagt Regine Schneider. „Ich hoffe, dass er sich dran hält…“ aw